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Die richtige Reihenfolge bei der Sanierung spart Kosten

17.03.2022 - Bei den aktuellen Öl- und Gaspreisen wird einem ganz mulmig. Wir haben einen Fahrplan erstellt, wie man mit einer energetischen Sanierung möglichst schnell möglichst viel Energie sparen kann, teilwiese sind diese Massnahmen sogar gratis!

Eisblumen blühen an einfach verglasten Fenstern, durch Ritzen fegt der kalte Wind  und die teure Wärme, die die röhrende, 20 Jahre alte Ölheizung erzeugt, verschwindet blitzschnell wieder durch unisolierte Wände und Decken. Auch in einem reichen Land wie Deutschland ist ein Großteil der Häuser noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen. 10,7 Millionen Häuser wurden laut Mikrozensus 2018 bundesweit vor 1948 gebaut, 17,3 Millionen vor 1978, 5,2 Millionen vor 1990. Und ein großer Teil von ihnen wartet noch darauf, energetisch saniert zu werden.

Aber wie geht man eine derart große und kostspielige Aufgabe überhaupt an? Wie findet man heraus, welche Maßnahmen sinnvoll sind? Was kann man ohne große Investitionen selbst tun, um angesichts der horrenden Energiepreise möglichst schnell möglichst viel Geld und klimaschädliches CO2 zu sparen?

Nachfolgend haben wir zusammengefasst, wie man sein Haus in sieben Schritten so modernisiert, dass es deutlich weniger Energie frisst.

Schritt 1: Den Energieverbrauch erfassen

Egal, ob ich bereits in dem Gebäude wohne oder es gerade erst gekauft habe: Als erstes sollte ich wissen, wie hoch mein Energieverbrauch ist. Wer in dem Haus bereits seit Jahren lebt, hat es Dank der Abrechnungen für Strom, Gas oder Heizöl relativ leicht. Mit den Verbrauchswerten kann man einfach kostenlose Online-Checks für Strom und Heizung füttern, die man  auf der Webseite der Verbraucherzentrale findet. Mit wenigen Klicks findet man so heraus, wie viel Kilowattstunden Energie ein Gebäude pro Quadratmeter benötigt und wie das Ergebnis zu bewerten ist. Wer die Immobilie gerade erst gekauft hat, bekommt mit dem Energieausweis eine erste Einschätzung .

Schritt 2: Schnell und einfach Energie sparen

Auch wenn es in diesem Artikel ums Sanieren geht, empfiehlt die Energieberaterin allen – egal, ob Hausbesitzern oder Mietern – erst einmal alles zu tun, was ohne große Investitionen viel Energie spart. „Wenn man die Temperatur im Haus um ein Grad senkt, dann kann man damit den Energieverbrauch bereits um sechs Prozent senken. Wohnräume brauchen keine 24 Grad, da genügen 20 bis 21. Schlafräume und Flure können auch kälter sein“, sagt die Expertin. Wer einen Schritt weiter gehen will, kann seine Heizkörper mit programmierbaren Thermostaten ausstatten, die dafür sorgen, dass in jedem Zimmer nur dann geheizt wird, wenn es nötig ist, oder sich die Heizungen automatisch abschalten, sobald man lüftet.

Um bedarfsgerecht zu lüften und Schimmel zu vermeiden, empfiehlt Rittersdorf, sich einen Hygrometer anzuschaffen, der zeigt, wann es im Raum zu feucht ist und es nötig wäre, die Fenster mal wieder aufzureißen.

Nicht zu vergessen: all die tollen Tipps, um Strom zu sparen! Hier nur ein paar sehr effektive: Den Kühl- und Gefrierschrank nicht zu kalt einstellen und regelmäßig abtauen, Wäsche eher bei niedrigerer Temperatur waschen, ältere energiefressende Trockner und Kühltruhen austauschen, alte Glühbirnen durch LED-Lampen ersetzen, die 80 Prozent weniger Strom verbrauchen...

Schritt 3: Einfache Dämmmaßnahmen selbst ausführen

Wer ein bisschen handwerkliches Geschick hat, kann einige sehr wirkungsvolle Dämmarbeiten selbst ausführen: Rollladenkästen dämmen, Dichtungen an Fenstern austauschen, hinter Heizkörpern Reflexionsfolie ankleben, die die Wärme zurückstrahlt oder ungedämmte Warmwasser- und Heizungsleitungen im kalten Keller mit Dämmschalen einpacken. Auch den Dachboden oder die Kellerdecke können Heimwerker in vielen Fällen selbst isolieren. Allerdings sollte man sich vorab genau informieren, wie man dabei vorgeht, um Bauschäden zu vermeiden und die gesetzlichen Auflagen zu erfüllen – so muss die oberste Geschossdecke innerhalb von zwei Jahren nach dem Erwerb eines Gebäudes gedämmt werden. Auf YouTube findet man zahlreiche Videos (zum Beispiel von Baumarkt-Ketten), die Schritt für Schritt erklären, was zu tun ist.

Schritt 4: Die alte Heizung optimieren

Eine neue Heizung kostet viel Geld und ehe man sie anschafft, sollte man das Haus erst einmal richtig dämmen – was ebenfalls eine Investition ist. Zum Glück gibt es vieles, was man sofort tun kann, damit die alte Heizung weniger Energie verbrennt.

Wir raten dazu, die Regelung der Zentralheizung zu überprüfen. „Manchmal ist die Temperatur zu hoch eingestellt. Da kann man ruhig mal Schritt für Schritt ausprobieren, wie viel man absenken kann, ohne zu frieren“, sagt sie. Oft seien Vorlauftemperaturen von 70 Grad eingestellt, dabei reichten in vielen Häusern mit Heizkörpern 50 bis 60 Grad, bei Fußbodenheizung 28 bis 35 Grad.

Auch die Zirkulationsleitung für Warmwasser bietet meist Spar-Potenzial. „Wenn ich die Zirkulationspumpe  nicht zeitlich begrenze, pumpt die den ganzen Tag lang warmes Wasser durchs Haus“, sagt Rittersdorf und rät dazu, die Therme so einzustellen, dass das heiße Wasser nur dann geliefert wird, wenn man es braucht: zum Beispiel morgens zum Duschen und abends zum Spülen. Das bringe in Einfamilienhäusern eine Stromeinsparung von bis zu 200 Kilowattstunden/Jahr. Eine ältere Heizungspumpe sollte auf die niedrigste Stufe eingestellt oder gegen eine moderne Hocheffizienzpumpe ausgetauscht werden. Spätestens nach dem Pumpentausch sollte der Installateur gleich auch  einen hydraulischen Abgleich machen. Dabei wird das ganze System so eingestellt, dass jeder Heizkörper die Temperatur erhält, die er benötigt. Oft sei es nämlich so, dass die Radiatoren, die der Heizung am nächsten sind, zu heiß werden und die, die am weitesten weg sind, nicht genug Wärme liefern, erklärt die Expertin. Besonders nach Dämmmaßnahmen sei ein Abgleich empfehlenswert, da sich ja dann der Wärmebedarf ändere. Da ist wirklich ein großes Sparpotenzial drin!

Schritt 5: Richtig Dämmen

„WDR – Wenn, dann richtig.“ So nenne einer ihrer Kollegen diese Dämm-Maßnahmen. „Wenn ich die Fenster erneuere, sollte ich gleich eine Dreifachverglasung einbauen lassen. Wenn ich die Fassade streiche, dann sollte ich mir überlegen, die Außenwand auch zu dämmen“, sagt Rittersdorf. Auch wenn man Probleme mit Schimmel habe, helfe eine Außenwanddämmung. „Dadurch ist innen die Temperatur an der Wandoberfläche höher und so sinkt das Risiko, dass sich Schimmel bildet." In den Ecken seien besonders kalte Stellen. „Leider gibt es das Vorurteil, dass es schimmelt, wenn man das Haus dämmt – aber das stimmt nicht“.

Da es bei solchen Dämm-Maßnahmen durchaus auf die richtige Reihenfolge ankommt – so riskiert, wer die Fenster austauscht, bevor die Fassade gedämmt ist, einen „Schießscharteneffekt“ – sollte man sich vorab erneut gut von einem Profi beraten lassen und einen Sanierungsfahrplan aufstellen. Wir als zertifizierte Energieberater erstellen solche (geförderten) Fahrpläne gerne für Sie und beantragen auch für die Förderprogramme des Bundes entsprechende Fördermittel.

Eine Komplettsanierung bringe natürlich am meisten. Am meisten Energieeffizienz. Und auch am meisten Fördermittel. Aber dann habe man natürlich auch eine große Baustelle. Doch egal, ob Einzelmaßnahme oder Generalsanierung: „Man sollte nie vergessen: Was man jetzt macht, macht man für die nächsten 20 bis 30 Jahre.“  Da solle man nicht nur den Mindeststandard von heute nehmen. Ein paar Zentimeter Extra-Dämmung seien finanziell auch nicht das Ausschlaggebende.

Schritt 6: Die Heizung austauschen

Wir empfehlen erst zu dämmen und dann die Heizung auszutauschen. Denn so verringert man den Heizwärmebedarf „und dann kann die Heizung eine Nummer kleiner sein.“

Danach stellt sich die Frage: Welche Heizung ist die richtige? Eine pauschale Antwort auf diese Frage kann leider niemand geben. Hängt das doch ganz von den Gegebenheiten vor Ort ab.

Möchte man weg von fossilen Energieträgern, seien Holzpelletheizungen  oft eine gute Lösung, aber dann brauche man einen Lagerraum für die Pellets. Die Anlagen seien auch etwas wartungsintensiver. Auch der Anschluss an ein Fernwärmenetz könne sinnvoll sein, aber da müsse man gut auf die Preise für die Wärmelieferung schauen. „Bei jedem System gibt es Vor- und Nachteile“.

„Bei einem gut gedämmten Gebäude habe ich mehr Auswahl. Dann kann ich gut eine Wärmepumpe einsetzen.“ Um herauszufinden, ob die auch in nicht-optimal gedämmten Häusern in Frage käme, müsse man die Heizlast von einem Energieberater oder Installateur berechnen lassen. Bei minus zehn Grad Außentemperatur gelangten Luft-Wasser-Wärmepumpen in solchen Häusern aber häufig an ihre Grenzen. „Dann geht der Heizstab an und heizt nach, und das kann teuer werden.“ Obwohl Wärmepumpen im Idealfall mit Flächenheizungen kombiniert werden; alternatvi geht es aber auch mit Heizkörpern. Der kleinste Radiator bestimme die Vorlauftemperatur. Unter Umständen müsse man diesen dann durch einen größeren ersetzen. Auch bei der Heizungswahl beraten wir Sie individuell.

Schritt 7: Erneuerbare Energien nutzen

Je nach Situation vor Ort kann es clever sein, sich eine Solarthermie-Anlage aufs Dach zu setzen, die die Heizung bei der Warmwasserbereitung unterstützt. Oder auch eine Photovoltaikanlage. „Damit kann man natürlich einen Teil von seinem Strombedarf decken. Aber man kann damit auch die Warmwasserbereitung unterstützen“, sagt Rittersdorf. „Power to heat“ nennt sich das Prinzip, bei dem überschüssiger Solarstrom genutzt wird, um mit einem elektrischen Heizstab im Warmwasserspeicher oder Wärmepumpen Wasser zu erwärmen.